Doch nicht nur der Erfolg als solcher wurde ausgelassen gefeiert. Mit einer “Wahnsinnsübung“ sorgte Andreas Bretschneider für eine ganz besondere Gänsehautatmosphäre in der ausverkauften Halle. Der Reckvirtuose zauberte eine Reckübung mit einer spektakulären Weltneuheit. Zum ersten Mal zeigte er am Reck das als schwierigstes Element eingestufte Flugteil, einen Doppelsalto mit doppelter Schraube in einem Wettkampf und das in nahezu perfekter Ausführung. „Bretschneider“ könnte das Element bald heißen, sofern ihm die Übung bei einem der nächsten internationalen Wettbewerbe, als weltweit erstem Turner ebenfalls gelingt. Doch dabei beließ es der KTV Teamsprecher am Samstag nicht. Er setzte noch zwei weitere Flugelemente drauf, die wie Wettkampfmoderator Philipp Boy erläuterte, ebenfalls zu den derzeit schwierigsten Übungsabläufen gehören. Unter minutenlangem Applaus wurde Bretschneider gefeiert und von seinem Team abgeklatscht. Die Tageshöchstwertung von 15,35 Punkten und 5 Score-Punkte besiegelten gleichzeitig den sechsten Saisonerfolg. Auch das ist ein beeindruckender Erfolg. Die KTV steht damit zum 12. Mal in Folge auf dem Siegerpodest bei den Deutschen Meisterschaften. Nur die Farbe der Medaille ist noch nicht vergeben.
Dabei waren die Aussichten vor dem finalen Saisonkampf aus Straubenhardter Sicht alles andere als rosig. „Fast ein ganzes Bundesligateam sitzt bei uns gerade verletzungs- oder krankheitsbedingt auf der Bank.“ sagte Walterspacher. Doch es war bemerkenswert mit welchem Teamgeist die KTV sich vor heimischem Publikum präsentierte. Andreas Bretschneider ging voran und wurde mit 16 Zählern auch Tagesbester. Vladimir Klimenko, der Dienstälteste Turner der KTV, nutzte als Nachrücker seine Chancen eindrucksvoll. Mit eleganten und gekonnten Vorführungen holte er an Boden und Reck entscheidende Punkte. Ohnehin gingen die Gastgeber mit wesentlich mehr Konzentration zu Werke. Bei den Stuttgartern reihten sich zum Auftakt Fehler an Fehler. Die KTV hingegen agierte am Boden stark und ging mit 16 zu 0 in Führung. Stuttgart konterte zwar an ihrem Paradegerät Pauschenpferd mit 14 zu 0. Doch an den Ringen holte sich zunächst Aaron Wagner 3 Punkte. Anton Fokin in gewohnt souveräner Manier legte nach. Thomas Taranu, der sich deutlich verbessert zeigte und trotz Blessur an drei Geräten antrat, sorgte mit 31 zu 14 zur Halbzeit wieder für klare Verhältnisse. Etwas enger waren die Entscheidungen an den folgenden Geräten. Doch Stuttgart konnte ohne die Verstärkung durch ihren US amerikanischen Starturner Whittenburg, nicht mehr entscheidend reagieren.
Das gesamte KTV Team feierte im Anschluss den Finaleinzug ausgelassen. „Wir sind jetzt mindestens Vize-Meister, darauf können wir zurecht stolz sein.“ so der Sportliche Leiter Dirk Walterspacher.
Das Finale wird am 22. November in der Karlsruher DM Arena ausgeturnt.
